Erlebnisbericht von Ingo Beele 20 Jahre danach:

Der Jahrhundertregen im Rhein-Main-Gebiet im August 1981

Am 9. und 10. August wurde das Rhein-Main-Gebiet von den schwersten Regenfällen in diesem Jahrhundert heimgesucht. Annähernde vergleichbare Verhältnisse gab es am 15./ 16. August 1922.

Aus meinen Erinnerungen von damals (wohnhaft in Neu-Isenburg-Gravenbruch) stellte sich ganze wie folgt dar:

Am Sonntag den 9. August war es den ganzen Tag über stark bewölkt bis bedeckt und es nieselte vereinzelt. Die Nacht zuvor hatte verbreitet Gewitterschauer gebracht. Die Luftfeuchtigkeit war entsprechend hoch. Die Temperatur betrug etwa 20 Grad, so daß es unangenehm schwül war.

Gegen 20 Uhr setzte dann unverhofft und abrupt der Dauerregen ein, der ohne größere Unterbrechungen bis zum Mittag des 11. andauerte. Die Intensität des Regens nahm in Verlauf des 10. langsam aber stetig ab. Dabei gab es verbreitet Rekordnieder-schlagsmengen von 100 – 200 mm.

Wenn man bedenkt, daß der Regen am 9. meist erst nach 20 Uhr MESZ einsetzte und ein Großteil der Mengen bis zum 20-Uhr-Termin des Folgetages gefallen war, kann man diese auch als 24-stündige (Meßtermin übergreifende) Niederschlagsmengen verstehen. In Neu-Isenburg wurden beispielsweise vom 9.8 20 Uhr – 10.8 8 Uhr 116 mm gemessen, bis 14 Uhr kamen nochmals 44 mm dazu. 160 mm in 18 Stunden !!!! Dies entspricht einer Intensität von annähernd 10 mm/h. Weitere 16 mm fielen dort noch bis zum Morgen des 11. Allgemein fällt auf, dass die Gebiete im Taunus und am Untermain die größeren Mengen bis zum 8-Uhr Termin des 10. hatten, während im Spessart und im Main-Kinzig-Kreis erst nach 8 Uhr die größeren Mengen auftraten. Dies ist mit einer langsamen Westwärtsverlagerung des Starkregengebietes zu erklären.

Die größten Hochwasserschäden gab es knapp südlich von Frankfurt. Am Frankfurter Flughafen drang das Wasser in diverse Tiefgaragen und in den S-Bahn Schacht. In Dreieich-Sprendlingen mußte der Katastrophenalarm ausgerufen werden. Dort hatte der Hengstbach den gesamten Altstadtkern überflutet. Im Offenbacher Stadtteil Bieber und in Dietzenbach war die Feuerwehr im Ausnahmezustand. (Siehe Zeitungsberichte). Die Bahnstrecke Fulda - Hanau war teilweise überschwemmt. Hunderte von Kellern und Tiefgaragen waren überflutet und mußten ausgepumpt werden.

In dem ohnehin niederschlagsreichen Jahr konnte der völlig übersättigte Boden die Wassermassen nicht mehr aufnehmen.

Besonders nach Süden hin war eine deutliche Abnahme der Regenmengen zu erkennen. In Darmstadt gab es 48-stündig "nur" noch 85 mm, in Mannheim gar nur 22 mm. Nach Norden hin war die Abnahme weniger deutlich. Insgesamt gab es neben Taunus und Spessart auch noch einen ausgeprägten Regenschwerpunkt in Thüringen. (siehe Übersichtskarte mit 48-stündigen Regenmengen von Deutschland). Die 13-Uhr-Karte der Berliner Wetterkarte vom 9.8. bzw. 10.8 zeigt die Wetterlage kurz vor bzw. während des Jahrhundertregens. Im hessischen Wetterbericht des 9. war nur von gewittrigen Schauern die Rede gewesen. Mit solch gewaltigen Flächenniederschlägen hatte niemand gerechnet.

Bedingt durch diesen Jahrhundertregen konnte an einigen Stationen Südhessens zum Jahresende die 1000 mm Marke deutlich überschritten werden (z. B. Neu-Isenburg 1114 mm, Heusenstamm 1111mm und Langen 1097 mm). Der bisherige Jahrhundertrekord aus dem Jahre 1965 wurde teilweise überboten.

Hier noch einmal eine Übersicht mit Stationen die 48-stündig 150 mm und mehr hatten:

Rottenberg /Spessart 206 mm
Feldberg/Taunus 191 mm
Freigericht/Kinzig 180 mm
Dreieich-Sprendlingen 180 mm
Neu-Isenburg 176 mm
Waldems/Taunus 171 mm
Sulzbach/Taunus 169 mm
Niedersteinbach/Taunus 168 mm
Wehrheim /Taunus 160 mm
Hofheim/Taunus 155 mm
Frankfurt/Praunheim 153 mm
Heusenstamm 151 mm
Kronberg /Taunus 151 mm
Alzenau 150 mm
Okriftel 150 mm

 

Niederschlagsmengen des Jahrhundertregens im Rhein-Main-Gebiet im August 1981